Aus Südkurier vom 19.10.2009

 

Jammert bloß nicht

 

Ja, was war das denn? Stell dir vor, es ist Derby und keiner geht hin! Die Zuschauerzahlen bei den Spielen der Bezirksliga hinken den Erwartungen der Vereinsverantwortlichen gewaltig hinterher.

 

Was wurde vor der Saison begeistert auf die Besetzung der Bezirksliga geschaut, was haben die Fans geschwärmt. Nahezu alle Traditionsvereine aus der Hochrhein-Region kicken in einer Liga. FC Erzingen, SC Lauchringen, FC Tiengen 08, SV 08 Laufenburg, SV BW Murg, FC Bad Säckingen, FC Wallbach, FC Wehr, SV Schopfheim, FV Lörrach – von den Clubnamen die Crème de la Crème des Bezirks.

 

Und was passiert? Jetzt finden diese jahrelang ersehnten Spiele endlich statt und die Zuschauer kommen nicht annährend in jenen Massen, wie es sich die Vereinskassierer gewünscht hätten.

 

Liegt's am Wetter, wie beim Murger Derby gegen den SV 08 Laufenburg? Oder an der Anstoßzeit wie beim Bad Säckinger Duell gegen den SV BW Murg? Den Klassiker des SV Schopfheim gegen den FC Wehr sahen trotz Sonnenschein nur 180 Leute. Zum Duell zwischen dem FC Tiengen 08 und dem SV 08 Laufenburg verloren sich knapp 160 Zuschauer am Langenstein.

 

Sicher mit ein Grund für das Desinteresse ist die Tatsache, dass der Profifußball am Wochenende nahezu rund um die Uhr in der Flimmerkiste präsent ist. Deutsche Fußballliga (DFL) und Deutscher Fußballbund (DFB) tun nichts, um den Amateurfußball vor der Bundesliga-Flut zu schützen. Warum auch? Bringt ja richtig Kohle in die Kassen und die Amateure wehren sich nur halbherzig bis gar nicht.

 

Sie sind ja letztlich ein Teil des Systems. Wenn nämlich – wie in Schopfheim – draußen die „Erste“ oder die B-Junioren kicken und im Vereinsheim ist kein Stuhl mehr frei, weil auf dem Bildschirm die Bayern beim SC Freiburg spielen, darf sich niemand wundern. Und keiner darf mehr über miserable Zuschauerzahlen jammern.

 

Einziger Trost für Schopfheims Kassierer Mario Ebert. Alle, die im Vereinsheim auf die Mattscheibe statt aufs Fußballfeld glotzten, hatten zuvor wenigstens ihr Eintrittsgeld an den Verein abgedrückt.