Wohlfühlfaktor Waschmaschine

Abstieg aus der Landesliga kann den SV Herten nicht erschüttern.

  1. Zuschauerkrösus: Beim SV Herten (rechts Musah Musliu) lässt sich das Publikum auch vom schlechten Tabellenstand nicht abhalten. Foto: kaufhold

FUSSBALL. Für Trainer Thorsten Szesniak glüht noch ein Funken Hoffnung. Doch es muss wohl schon ein mittleres Wunder passieren, damit die Fußballer des SV Herten die sofortige Rückkehr in die Bezirksliga abwenden können. Bei 14 Punkten Rückstand auf einen sicheren Nichtabstiegsplatz und nur noch neun Saisonspielen in der Landesliga verweigert niemand beim Tabellenletzten aus dem Rheinfelder Vorort den Blick für die tabellarische Realität. Doch der SV Herten versinkt mit einem Abstieg nicht ins Bodenlose. Im Gegenteil.

Die Hertener Selbstreinigungskräfte stehen bei den Spielern hoch im Kurs. Ja, hier wird schmutzige Wäsche gewaschen, obwohl keiner eine Schlammschlacht anzettelt. Der Grund hängt in den Spinden des Kabinentrakts: Zwei komplette Sätze Trainingsklamotten stellt der Verein jedem Akteur zur Verfügung. "Im Sommer können die Spieler in Badelatschen und Badehose kommen", sagt Stefan Weber, der seit Ende Februar nicht nur als Co-Trainer, sondern auch als sportlicher Leiter fungiert. Das liegt daran, dass der SVH auch für die Reinigung der Kleidung aufkommt. "So werden alle Spieler gleich behandelt", sagt Weber. "Wir stecken unser Geld nicht in Punkte- oder Antrittsprämien."

Das Prinzip Waschmaschine ist einer der Wohlfühlfaktoren bei den Grün-Gelben. Obwohl in 21 Saisonspielen nur drei Siege eingefahren wurden, steht das Umfeld wie ein Mann hinter der Elf. "Die Mannschaft ist sehr nah dran am Verein", sagt Trainer Szesniak. Viele Spieler stammen aus der eigenen Jugend oder spielen schon lange für Herten. "Wir sind ein Dorfverein mit hoher Identifikation", so der Coach, der für die neue Saison wie fast der gesamte Kader zugesagt hat. "Bei einem Leistungsträger ist noch ein Gespräch offen", präzisiert Weber. "Falls wir absteigen, wollen wir im nächsten Jahr um die Plätze eins bis drei mitspielen."

Herten besitzt im Ort jenen Rückhalt, den sich manch anderer Landesligist wünscht. In einer vom Freiburger FC geführten Zuschauerstatistik wird der Verein mit einem Schnitt von 340 auf Platz eins der Landesliga geführt. Letzter nach Punkten, Erster in der Gunst der Fans. Selbst ein Abstieg wird dem SV Herten seine Rolle als vorbildlicher Fußballverein am Hochrhein nicht streitig machen.

Quelle: Badische Zeitung