Tornado Carmelini zieht über Tiengener Strafraum her

Die letzten Minuten konnte Thorsten Szesniak schlichtweg genießen.

(Bild: Matthias Scheibengruber)

 

Ca. 18:30 Uhr, Sportplatz Herten.

Am Samstagabend krachte es in Herten gewaltig... Der Blitz war eingeschlagen. Doch wie konnte das passieren? Zuvor war es doch lediglich ein kleines Dönnerchen, das da in Herten sein Unwesen trieb. Bis, ja bis der Pastakönig ins Spiel kam. Eine neue hochmoderne Frisur auf dem Kopf von Einwechselspieler Denniz Carmelini. Aber dazu später mehr!

In einer auf taktischer Ebene sehr gut geführten Begegnung waren es zunächst die Gäste die besser aus den Startlöchern gekommen waren. Nach 9 Minuten ohne jegliche Torraumszenen, war es einem Tiengener Angreifer vorbehalten, eine mustergültige Hereingabe, nur knapp neben das Gehäuse von Torwarttitan Steffen Birlin zu setzen. Chancen der Hausherren konnte man erst gegen Ende der 1. Halbzeit verzeichnen, was wiederspiegelt, wie sehr die Partie von den taktischen Marschrouten, die die Trainer ihren Teams vorgaben, geprägt war. Mario Rittwag und Michael Amrein verpassten es den moralischen Vorteil mit einem Treffer kurz vor dem Pausenpfiff.

Die zweite Hälfte begann ähnlich wie die erste. Der FC 08 hatte die erste große Chance, aber auf den 2 x maligen "man of the match" Steffen Birlin war wie so oft verlass. 32 Minuten waren noch zu Spielen, als Michael Amrein in den 16-er der Tiengener eindringen konnte und von dem heranstürmenden Abwehrspieler gestellt zu sein schien. Doch Amrein wuselte weiter und fand sich letztendlich auf Höhe der Grasnarbe wieder, da sein Gegenspieler ihn zu Fall gebracht hatte - Elfmeter! Wer sonst, als der interne Torschützenkönig der letztjährigen Saison, Musa Musliu, sollte den Elfer schießen. Das tat er dann auch eiskalt. Unhaltbar pfefferte er das Ding ins linke Eck. Eine Führung die auch auf der anderen Seite hätte fallen können, doch letztendlich hatten sich die Hertemer die Führung in den letzten Minuten erarbeitet und setzten auch noch weitere 5 Minuten konsequent nach. Aber nach besagten 5 Minuten war die Konsequenz dahin und die Tiengener waren am Drücker. Folgerichtig fiel dann auch der Ausgleich. Edmont Bektasi, Bruder des aufstrebenden SCF-Spielers Squipon Bektasi erzielte im Nachsetzen nach einer Freistoßhereingabe den überfälligen und auch verdienten Treffer.

In der 70. Minute war es dann passiert. Der Himmel über dem schönen Herten zog sich zusammen, mit jeder Sekunde wurde es stürmischer und stürmischer. Carmelini sollte nun über das Spielfeld toben - und tat das auch. Der Tornado brauchte sechs Minuten, um sich seiner vollen Zerstörungskraft zu sammeln. 27 Meter, Freistoß Musliu. Die vermutete Hereingabe blieb aus. Stattdessen war es eine seitliche Ablage auf den Mann mit der Schusskraft, die der Schlagkraft eines Bud Spencer in seinen besten Tagen gleicht, der eine Rakete abfeuerte. Kurz vor dem Aufprall an der Querlatte, sah man bei den SV-Verantwortlichen schon die Schweißperlen auf der Stirn stehen. Im Sekundentakt schossen Fragen wie "Wie viel kostet eine neue Latte" oder "wo bekommen wir so schnell ein neues Tor her" durch den Kopf. Doch Glück im Unglück, die Latte war nach dem Aufprall noch ganz. Und die Hertemer Fans mussten weiter auf den so wichtigen Führungstreffer hoffen. Was dann geschah verdiente ohne Wenn und Aber das Prädikat weltklasse! Dennis Carmelini bekommt den Ball kurz nachdem er sich in der gegnerischen Spielhälfte positioniert hatte, macht ein paar Schritte und dann knallt es dermaßen gewaltig, dass manchem Kriegsveteranen übles geschwant haben könnte. Die Bombe war gezündet und schlug 0,003 Millisekunden später im Winkel ein. Ein schier unfassbares Tor, das wenn es gefilmt worden wäre, die Wahl zum Tor des Monats mit geschätzten 99,85% gewonnen hätte. Die Fans waren in Extase, welch ein Hammer! Das Ende der Fahnenstange war jedoch noch längst nicht erreicht. Als die Tiengener alle Mann nach vorne warfen und kurz nachdem Steffen Birlin einen Distanzschuss überragend über die Latte lenkte, einen Eckball zugesprochen bekamen, der letztendlich in den Pranken unseres Titanes landete, ging es schnell. Langer Ball in den Lauf von... na von wem wohl! Vom tobenden Tornado Carmelini. Der pflügte auf dem Weg zum Tor noch einmal gediegen den Rasen um und schmetterte das Ding in die Maschen. Der Keeper war erneut ohne Chance und der Schütze selbst wirbelte selbst nach dem Treffer noch gewaltig herum. Aber was hatte es denn eigentlich mit Carmelinis neuer Frisur, dem Pastakönig, auf sich? Am Spieltag wurde ihm der neue magische Haarschnitt verpasst und was die Folgen dessen waren, ist ja nun hinlänglich bekannt. Doch zurück zum Spielverlauf. Musa Musliu schien es nicht ganz zu passen, dass seine Mannschaftskamerad das vermeintliche interne Tor des Monats geschossen hatte und so machte es sich auf mit einem Heber aus 45 Meter, Carmelini diesen Titel streitig zu machen. Alles sah auch danach aus, dass es ihm gelänge. Der Torwart war bereits geschlagen, die Pille tupfte vor dem Kasten nochmals kurz auf, doch dann sprang sie unglücklich hoch ab und schliff nur noch die Latte. Ein Geniestreich, der ein Salär mehr als verdient gehabt hätte. Die nächste Aktion des Spiels gehörte Flügelflitzer Patrick Sergiacomo, der gleich 3 Mann auf der Außenbahn austanzte und dann Michael Amrein mustergültig bediente. Dessen Direktabnahme war zwar sehr sehenswert, zischte aber knapp über das Gehäuse der Gäste. Kurz vor Abpfiff war es dann Sandro Bruno vorbehalten auf unglückliche Art und Weise den Schlusspunkt zu setzen. Einem Zusammenprall mit einem Tiengener Angreifer folgte eine Verletzung. Nachdem er mit schmerzverzehrter Miene mehrere Minuten auf dem Spielfeld lag, schien es für ihn einen persönlichen Lichtblick zu geben. Der Schiedsrichter zog die gelbe Karte aus der Brusttasche, eine Genugtuung für den so geschundeten Bruno, der der Meinung war, sein Gegenspieler würde nun zur Rechenschaft gezogen werden. Doch weit gefehlt! Der Schiedsrichter legte nach und zog den roten Karton aus der Hosentasche. In der Folge wurde Sandro vom Spielfeld getragen und der Schiedsrichter pfiff kurze Zeit später das Spiel ab.

 

Man of the match: Dennis Carmelini! Was so eine neue Frisur nicht alles bewirken kann... Vom Bankdrücker zum Matchwinner! Als Joker stach er doppelt und entschied das Spiel praktisch im Alleingang. Trotz alledem gibt er sich bescheiden und verweist auf die Mannschaft als Kollektiv. Nur eins sollte Dennis bewusst sein. Wenn er noch so ein paar Dinger abfeuert, könnte es Probleme mit einer Antiterroreinheit geben...

Fazit: Es war zu erwarten. Beide Teams agierten sehr diszipliniert und lauerten auf den entscheidenden Fehler. Dieser wollte aber nicht so schnell passieren. So sahen die Zuschauer eine taktisch starke 1. Halbzeit, welche ein neutraler Betrachter, der nichts mit Taktik am Hut hat, als langweilig abstempeln könnte. Im 2. Durchgang war es dann der verwandelte Elfmeter, der die taktischen Zwänge über den Haufen warf und das Spiel zu einem offenen Schlagabtausch werden lies. Herten hält Kurs und wartet ruhig auf einen ersten Patzer aus Weilheim. Sicherlich gab es auch den ein oder anderen Wehmutstropfen zu verzeichnen. Kevin Suckert erlitt einen Bänderriss mit gebrochener Nase. Auch Sandro Bruno hätte nach einem Zusammenprall angeschlagen vom Feld müssen, wenn ihm der Schiedsrichter nicht zuvor gekommen wäre...

Blick durchs Fernrohr: Am 5. Spieltag tritt man beim Landesligaabsteiger Eintracht Stetten an. Deren Mannschaft sich scheinbar noch nicht so recht an die Bezirksliga gewöhnt hat. Enttäuschende 4 Punkte stehen bei ihnen bisher auf der Habenseite.