"Spitzenreiter, Spitzenreiter, HEY, HEY"

"So sehen Sieger aus", O-Ton: Steffen Birlin, SVH-Torwarttitan

 

Im Hertemer Sportheim war es mucksmäuschen Still. Jeder der Gäste blickte gespannt auf die Leinwand oder auf eines der Fernsehergeräte. Die 81. Spielminute war im Bundesligakracher zwischen Bayern München und Werder Bremen angebrochen und die Entscheidung stand kurz bevor. Doch diese idyllische Ruhe wurde auf einmal gewaltig erschüttert:

"Spitzenreiter, Spitzenreiter, HEY, HEY!" schallte es durch die Weiten des SV-Clubheimes. Musikalisch wurden diese hocherotischen Worte von den legendären Klängen der "Hertentrommel" unterlegt. Zeitlich schien da jedoch etwas nicht ganz zu stimmen. Der Anpfiff der Auswärtspartie bei Eintracht Stetten war um 14 Uhr. Woran das wohl lag? Na, an den feierwütigen SV-lern, die mit ausgeprägten Überredungskünsten den Busfahrer zu einem Umweg über das Hohentengener Weinfest überredeten.

Dabei hatte die Begegnung alles andere als nach Wunsch begonnen. Michael Amrein, pfefferte in der 1. Minute den Ball an den Innenpfosten, vermutlich war es die lange Anfahrt im Hertomobil, die ihm den entscheidenen Zentimeter an Genauigkeit raubte und das Leder aus dem und nicht in das Gehäuse der Hausherren springen ließ. Vier Minuten später setzte es dann den Führungstreffer für die Stettener. Davon unbeeindruckt entwickelte sich schnell ein Spiel auf ein Tor. Die Feldüberlegenheit sollte sich schnell auszahlen.  Musa Musliu durfte nach einem Foulspiel im Sechzehner der Gastgeber, wie schon in der Vorwoche, vom Punkt ran. Der sonst so eiskalte Elfmeterschütze fand seinen Meister im Keeper der Eintracht. In Minute 20 konnte Patrick Sergiacomo den Schönheitsfleck auf der Anzeigetafel dann doch wegpolieren. Der SVH erarbeitete sich in der Folge weiter ein klares Chancenplus. Aber bis zum Pausentee blieb das Unentschieden bestehen. Die Stettener kamen fast ausschließlich durch Unkonzentriertheiten der Gäste zu ihren Chancen. Die trotz alledem Mangelware waren. Sergiacomo verpasste den Doppelschlag, als er vor dem Tor, den eigenen Abschluss suchte und nicht zum besser postierten Mitspieler rüberspielte. Wie es in einem richtigen Team eben so ist, springt der eine für den anderen in die Bresche. Ein Blondschopf sollte für die Hertemer via Freistoß für Torgefahr sorgen. Sein Schlenzer über die Mauer senkte sich unhaltbar ins Netz - ein Zuckertor! Manch Zuschauer mit Sehschwäche hätte meinen können, dass Sejad Salihovic mit blondierten Haaren am Werk war, doch so war es nicht. Michael Amrein hieß der Mann mit dem Zauberfuß! Von Müden Beinen war bei ihm längst nichts mehr zu sehen. Auch seine Teamkameraden wussten über die gesamte Spieldauer, also auch in der Zeit nach dem Führungstreffer, zu überzeugen, sodass das 2:1 aus Hertemer Sicht am Ende auch das Schlussresultat war.

 

Fazit: Ein überzeugender Sieg. Sicherlich ein Pflichtsieg wenn man die Meisterschaft im Auge hat. Dennoch gilt ein Auswärtsspiel in Stetten als äußerst unbequem. Da muss man erstmal dreifach punkten! Es haperte lediglich an der Chancenauswertung. Mit ein wenig mehr Konsequenz im Angriffspiel und dem Abstellen einiger Unkonzentriertheiten, hätte das Endergebniss auch zwei, drei Tore höher sein können. Jetzt hat man den Platz an der Sonne. Der Fingerzeig an die Konkurrenz ist eindeutig. Wir wollen diesen Platz nicht mehr hergeben, uns gilt es zu schlagen!

 

Man of the match: Ein Duell der Torschützen. Auf der einen Seite war Amrein stets gefährlich und markierte den entscheidenden Treffer. Sergiacomo dagegen war kaum in den Griff zu kriegen und stellte den zwischenzeitlichen Gleichstand her. Beide verpassten nur knapp einen zweiten Treffer zu erzielen. Leichter Vorteil Sergiacomo, da dieser unbeirrt das ganze Spiel seine Schnelligkeit ausspielte und seine Mitspieler in Szene setzte.

Die sagenumwobene 3. Halbzeit fand jedoch ihren man of the match in Steffen Birlin, der seine Nehmerqualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte.

 

Blick durchs Fernrohr: Am nächsten Wochenende, darf man sich im Oberhaus Bundesliga auf einige Derbys freuen. In Herten wird es leider kein Derby zu sehen geben, aber ein Heimspiel! Und was ein Heimspiel in Herten bedeutet, das dürfte wohl jeder der sich ein wenig mit der Bezirksliga beschäftigt, wissen. Zu Gast der Aufsteiger FC Huttingen, der nur schwer aus den Startlöchern gekommen ist.  Schwächster Angriff, schwächste Abwehr, schwächstes Torverhältnis, ein magerer Punkt. Kurzum: Tabellenletzter!