Südkurier vom 04.02.2011

Vorstand steht hinter Vorsitzendem

Rheinfelden (dor) Die geplante Fusion mit dem VfR sowie ein Disput mit dem SV Herten, waren Themen, die Vorsitzender Rainer Lüber bei der Hauptversammlung des SC Rheinfelden 03 deutlich ansprach. Die Neugierde der Vereinsmitglieder war wohl auch Grund für den ungewöhnlich starken Besuch: Rund 70 SCler waren gekommen.

Zu hören gab es klare Worte.

Es ist einiges in Bewegung beim SC, wie Rainer Lüber in seinem Jahresbericht deutlich machte. Der mittlerweile schuldenfreie Verein hat am Mittwoch mit Wilhelm Staufenbiel den Posten des dritten Vorsitzenden wieder besetzt und mit Matthias Simolka aus der ersten Mannschaft einen Kassierer gefunden. Dieses Amt hatte bis zuletzt Lüber mit übernommen. Er ist froh, die Doppelbelastung aufgeben zu können. Denn in nächster Zeit steht genug an.

Da ist natürlich die vieldiskutierte Fusion mit dem VfR. Wer allerdings dachte, vielleicht schon konkrete Daten genannt zu bekommen, lag falsch. „Interne Unstimmigkeiten“ beim VfR müssten noch ausgeräumt werden, sagte Lüber. Der gesamte Vorstand des SC sei sich einig, dass eine Fusion anzustreben sei. „Beide Vereine treten sportlich auf der Stelle“, aber neben der sportlichen Bündelung der Kräfte stehe auch die wirtschaftliche Stärkung im Fokus. Zudem könne ein starker Stadtverein auch anders mit der Verwaltung agieren und sicherlich eine bessere Infrastruktur erwarten können.

Oberbürgermeister Eberhard Niethammer, der die Versammlung ebenfalls besuchte, sagte, wenn Lübers Ziel erreicht würde, die Fusion bis Sommer 2012 umzusetzen, wäre es „gut und schön“. Ihn betrübe allerdings der Streit mit dem SV Herten. Rainer Lüber hatte dessen Verlauf vorher kurz skizziert: „Ab Mai 2010 war uns vorgeworfen worden, für Spieler Geld zu zahlen. “ Vorher, so habe der Vorwurf gelautet, habe sich der Verein noch auf Kosten der Stadt saniert. Dem sei nicht so gewesen. Lüber bezeichnete es als „unseriös“, dass sich der SV Herten nicht mit dem SC an einen runden Tisch setzen wolle, um das Thema zu klären. Stattdessen habe der Verein „über die Medien das Kriegsbeil ausgegraben.“ Dieses Mal sei wegen des Wortes „garantiert“, das in einem Pressegespräch im Juli gefallen war (Lüber hatte gesagt, dass auch Spieler des SV Herten „garantiert Geld erhalten“), die Lage derart eskaliert, „dass der SV Herten mich vor den Kadi zerrt.“ Die Verhandlung sei auf den 1. März angesetzt.

Niethammer bedauerte den Streit. Man müsse sich unter Sportlern doch außergerichtlich einigen können. Er bot sich an, vermittelnd behilflich zu sein. „Das ist doch Blödsinn, das vor Gericht auszutragen“, sagte er und betonte, dass es keine Präsente der Stadt gegeben habe. Auch beim Heimfall habe der Betrag im unteren Rahmen gelegen. „Dem SC Rheinfelden wurde nur gegeben, was ihm zusteht“, sagte er und fügte hinzu: „Das muss man in aller Deutlichkeit sagen.“

Ebenfalls deutlich wurde der OB bei den angesprochenen infrastrukturellen Problemen des SC 03. Lüber hatte die Schwierigkeiten im Warmbacher Stadion angesprochen und wünschte das Recht, das Europastadion zu nutzen und dort auch ein Clubheim bauen zu können. Niethammer dazu: „Die bestehende Infrastruktur ist nicht stimmig.“ Auch die Stadt wolle Verbesserungen. Im neuen Flächennutzungsplanentwurf sei klar aufgenommen, dass es Veränderungen beim Warmbacher Stadion geben werde, und dass beim Europastadion ein neuer Kunstrasenplatz entstehen soll. Dies sei allerdings etwas, „was eine ganze Menge von Zeit dauern“ könne. Zu diesen Themen kam es im Rahmen der Versammlung nicht zu Fragen. Erst im Anschluss wurde insbesondere der Streit mit dem SV Herten im Restaurant am Jahnstadion diskutiert.

Badische Zeitung vom 04.02.2011

"Garantiert kein Geld" für Spieler des SV Herten

Vorstand bezieht Stellung.

HERTEN (dor).Nachdem in der Hauptversammlung des SC Rheinfelden 03 publik wurde, dass der SV Herten gerichtlich eine Unterlassungserklärung durchsetzen möchte, dass vom SC nicht mehr geäußert werden soll, beim Hertener Verein fließe "garantiert" Geld an die Spieler (siehe nebenstehenden Bericht), hat Dieter Maier, zweiter Vorsitzender des SV Herten, dies auf Anfrage der Badischen Zeitung bestätigt. "Ich habe als zweiter Vorsitzender nachgeschaut. Bei uns bekommt kein Spieler Geld. Und das ist ,garantiert’ so", sagte Maier. Nachdem SC-Vorsitzender Rainer Lüber in der Presse gesagt habe, bei den Neuzugängen des SV Spieler entdeckt zu haben, die "garantiert Geld erhalten" würden, habe man dem SC-Vorstand einen Brief geschrieben, dass man sich entschuldigen solle. "Dieser Brief wurde auf der Homepage des SC öffentlich und wir lächerlich gemacht", sagte Maier. Der SV Herten habe sich mit einer Unterlassungserklärung an den Stadtverein gewandt, diese sei nicht unterschrieben worden und nun nehme der Vorgang seinen Lauf.

"Wir wollen einfach eine Entschuldigung vom SC Rheinfelden 03, dass es nicht ,garantiert’ so ist, sondern er es vermutet." Zudem seien bereits knapp 1000 Euro an Anwaltskosten entstanden, die man vom SC ersetzt wissen wolle.

 "Wenn wir in die Landesliga aufsteigen, dann zahlen wir eine Aufwandsentschädigung für ein Essen und für die Fahrtkosten nach Freiburg. Aber Geld auf die Hand wird es keines geben", bekräftigte Maier eine nach seinen Angaben einstimmig gefallene Entscheidung des 13-köpfigen Vorstandsteams. "Bei uns bekommt kein Fußballer fürs Fußballspielen Geld." Wenn neue Spieler beim SV Herten anfragen würden und "ihren Tarif von 300 Euro nennen", würde man gar keinen Termin mit ihnen ausmachen.

Auch das Vorgehen gegen den SC-03-Vorstand sei – sogar in geheimer Wahl – mit 13 zu Null Stimmen beschlossen worden. Die Verhandlung sei eigentlich für früher angesetzt gewesen, aber aus richterlichen Gründen nun auf den 1. März verlegt worden. Vonseiten der Neuzugänge habe man bereits eidesstattliche Versicherungen eingeholt, dass diese kein Geld vom Verein erhalten.  

Kommentar vom Journalisten der Badische Zeitung:

SV und SC vor dem Kadi

STREIFLICHT: Garantie auf der Goldwaage

Wer zimperlich ist, hat beim Fußball schlechte Karten – zumindest auf dem Spielfeld. Doch während es wohlgelitten ist, wenn es sportlich zur Sache geht, legen die Vereinsoberen bisweilen eine unerwartete Empfindlichkeit an den Tag, etwa wenn scheinbar jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird – bisweilen auch nur ein Einziges. Wie der SV Herten, der jetzt den SC-03-Vorsitzenden Rainer Lüber vor den Kadi zerren will, nur weil dieser in Verbindung mit Geldzahlungen an Fußballspieler sich dahingehend geäußert hat, dass auch Spieler des SV Herten – jetzt kommt’s – "garantiert Geld erhalten". Diese Retourkutsche des SC 03 auf entsprechende Vorwürfe des SV an den Stadtverein wegen eines Spielerwechsels war im Juli 2010 in der BZ zu lesen und ließ den SV die Juristen auf den Plan rufen – und zwar derart hartnäckig, dass jetzt allen Ernstes, und das kurz vor der Fasnacht, ein Gerichtstermin ansteht. Für die Einordnung der Aussage des SC-03-Chefs ist es vielleicht hilfreich, sich den Rahmen vor Augen zu führen, in dem sie gemacht wurde: Tatort an jenem heißen Sommerabend war das Clubheim in Warmbach, am Tisch saßen sechs Vertreter des SC und zwei Journalisten. Es wurde quer über den Tisch und oft in breitem Alemannisch gesprochen – und jeder der Anwesenden hat, sofern er sich überhaupt noch im Detail daran erinnert, die Worte Lübers als Ausdruck tiefer Überzeugung gewertet, dass auch in Herten die Spieler nicht nur nach der reinen Lehre verpflichtet werden. Vor diesem Hintergrund kommt auch im Amtsgericht "garantiert nüt use".   

Anmerkung der sv-herten.de-Redaktion über diesen Kommentar: "Wenn die Wortwahl der sechs SC-Vertreter so unbedacht und so daher gesagt war, warum steht dann so ein Zitat in der Zeitung und wird somit als ´wichtig´ eingestuft? Da sollte der Journalist sich hier einen persönlichen Kommentar verkneifen und überlegen, warum diese ganze Aufregung entstanden ist. Ausserdem wäre es für den SC in der Vergangenheit ein leichtes Unterfangen gewesen, diese Äusserungen zu entkräften. "