Südkurier vom 05.02.2011:

Chaos nach dem Zaubertor

Fußball-Bezirksliga: – Sie schlichen vom Platz wie begossene Pudel und ärgerten sich über ihre eigene Schusseligkeit gewaltig Zwölf Minuten fehlten dem SV Herten, um im Spitzenspiel beim FC RW Weilheim letzte Zweifel am Meistertitel weg zu wischen: „Wenn du hier 2:1 führst, dann musst du das über die Zeit bringen“, sah Trainer Thorsten Szesniak allerdings den einzigen Kritikpunkt nach dem tollen Zaubertor (78.) von Mike Kaluza: „Unterm Strich können wir mit dem Punkt leben.“Ähnlich sah es auch sein Gegenüber Peter Flum: „Beide wollten den Sieg. Das war vor allem in der Schlussphase zu spüren.“ Nach dem Ausgleich durch die Gastgeber nahm die Partie nochmal Fahrt auf und versöhnte die rund 250 Zuschauer für die durchwachsene erste Hälfte: „Da kamen wir nicht in die Zweikämpfe und machten keinen Druck“, ärgerte sich Peter Flum und Thorsten Szesniak wars fast peinlich, dass seine Elf beim Wechsel mit 1:0 führte: „Torchancen gab es jedenfalls keine.“Dass es dennoch 0:1 stand, musste Tom Arzner auf seine Kappe nehmen: „Ich war nicht bei der Sache.

Dass der aus dieser Entfernung schießt, hätte ich nicht gedacht.“ Tat er aber doch, der Kevin Suckert. Zur Überraschung aller Beobachter lag der durchaus haltbare Distanzschuss – aus knapp 40 Metern abzogen – plötzlich im Weilheimer Netz.

Überhaupt fielen kuriose Tore. Vor dem Ausgleich wollte Claudius Flum einen Freistoß über die Mauer zirkeln. Musa Musliu (56.) sprang hoch, riss die Arme über den Kopf und berührte prompt den Ball. Flum verwandelte den Strafstoß. Sechs Minuten später machte der wütende Musliu seinen Patzer wieder wett. Er ließ Alex Rindt und Marco Prothmann auf dem linken Flügel stehen und zog aus vollem Lauf ab. Vom Innenpfosten sprang der Ball ins Netz.

Doch die Weilheimer steckten nicht auf, wurden nun immer stärker: „Da herrschte bei uns ein gewaltiges Durcheinander“, wunderte sich Thorsten Szesniak über das Chaos in seiner Abwehr. Keeper Steffen Birlin tauchte unter einer Flanke von Alex Rindt durch, doch Tobias Knab (79.) traf nur das Außennetz und kurz danach drückte Remo Laisa heftig in die Hüfte von Knab. Doch die Pfeife des umsichtigen Volker Scherer (Fischingen) blieb stumm.

Interview mit Musa Musliu im Südkurier:

Selten war Musa Musliu (26) vom SV Herten so angefressen, wie in der zweiten Hälfte im Spitzenspiel beim FC RW Weilheim. Wir sprachen mit dem Drucker, der vom SC Rheinfelden kam und seine vierte Saison bei designierten Meister spielt.

Musa, da war ja 'ne ordentliche Portion Wut im Schuss zur 2:1-Führung drin.

Das kann man wohl sagen. Ich war sauer, weil ich bis zur Pause auf der Ersatzbank saß und dann dieser blöde Handelfmeter, den ich verursacht habe.

Wieso Ersatzbank?

Weil ich in dieser Woche nicht trainiert habe. Ich hatte Schicht und dann geht's einfach nicht. Allerdings habe ich für die Maßnahme volles Verständnis, denn wir haben einen breiten und starken Kader.

Und was war beim Elfer?

Klar war ich mit der Hand dran. Aber ich kann mir nicht erklären, wieso ich so hoch kam. Allerdings hat der Schiri das gar nicht gesehen und nur auf Zuruf gepfiffen – das ist nicht in Ordnung.

Und dann Ihr Tor.

Ja, da war natürlich eine mächtige Portion Wut mit drin im Schuss. Ich kam gut an Alex Rindt vorbei und dann habe ich einfach nur drauf gehalten.

Trotzdem hat es nicht gereicht.

Wir müssen das über die Zeit bringen. Da wollten wir einfach wieder zuviel und haben vielleicht nicht mit dem Kampfgeist der Weilheimer gerechnet.

Wird nach dem Spitzenspiel mit neun Punkten Vorsprung der Titel gefeiert?

Was sollen wir feiern? Wir haben noch nichts erreicht. Wenn uns keiner mehr einholen kann, dann – aber jetzt nicht.

Fragen: M. Scheibengruber

SV Herten: Szesniak lässt sich noch nicht gratulieren

Die Hand schütteln nach dem 2:2 – das war kein Thema für Trainer Thorsten Szesniak (rechts) vom Tabellenführer SV Herten nach dem Spitzenspiel beim FC RW Weilheim. Aber Glückwünsche zum Titel wollte er von Trainerkollege Peter Flum nicht annehmen: „Dazu ist es zu früh.

Zum Geburtstag gratuliert man ja auch nicht vorher“, schmunzelte Szesniak: „Selbst mit einem Sieg wär's lediglich ein großer Schritt, aber noch nicht die Entscheidung gewesen.“ (gru)

Noch mehr Bilder zum Spiel:  http://www.suedkurier.de/_/tools/adview.html?_CMTREE=892975&_CMELEM=31

Badische Zeitung vom 02.05.2011

Mit dem Remis beim ärgsten Verfolger Weilheim konnte der Hertener Trainer Thorsten Szesniak gut leben. "Das Ergebnis geht in Ordnung. Wir haben den Abstand wahren und die Weilheimer auf Distanz halten können." Allerdings verfolgte Szesniak auch einen Tag später noch die Szene kurz nach der 2:1-Führung für seine Elf. Da hatten Sascha Rueb und Michael Amrein in einer Zwei-zu-eins-Situation gegen die Gastgeber die Möglichkeit, auf 3:1 zu erhöhen. "Da hätten wir den Sack zumachen können", ärgerte sich Szesniak. Während sich vor dem Seitenwechsel beide Teams mit Respekt gegenübertraten, wurde nach der Pause mit offenem Visier gekämpft.