SV Herten will Stil durchziehen

Der SV Herten ist zwar Letzter und wird nach enem Jahr wieder in die Bezirksliga absteigen, doch das heißt nicht, dass der Club ohne Ziele in die letzten vier Spiele geht: „Wir wollen unseren Stil durchziehen und das gute Bild, das wir in der Liga abgegeben haben, nicht zerstören“, betont Trainer Thorsten Szesniak auch mit Blick auf die nächste Saison: „Mit einer positiven Grundeinstellung wollen wir dann wieder starten.“ Zudem besteht die Hoffnung, den SV Kirchzarten noch überholen zu können und die Saison nicht als Schlusslicht beenden zu müssen.

Im morgigen Spiel gegen den Tabellenzweiten SC Wyhl, stehe für den SV Herten im Vordergrund, dass „wir den Titelkampf aktiv beeinflussen können“, deutet Szesniak an, dass er nur zu gern den Gast etwas ärgern würde: „Die Voraussetzungen sind gut, denn alle Mann stehen mir zur Verfügung.“

Quelle: Südkurier

 

Hertens Coach Szesniak: „Das hier ist keine Eintagsfliege“

BZ-Interview: Trainer Thorsten Szesniak über nachhaltiges Arbeiten beim Landesligisten SV Herten – und einen nahen Abstieg.

„Ich habe mich in der Hinrunde neu kennengelernt“ – Thorsten Szesniak am Ende des ersten Landesligajahrs mit dem SV Herten Foto: matthias kaufhold

FUSSBALL. Vor der Sportanlage des SV Herten hat der Regen am Dienstag tümpelartige Schlammlöcher hinterlassen. Doch niemand bleibt hier stecken. Dem Abstiegssumpf der Fußball-Landesliga wird der kleine Klub aus dem Rheinfelder Umland hingegen nicht mehr entrinnen. Vier Spieltage vor dem Saisonende markieren die Hertener mit 15 Punkten den Schlusspunkt der Tabelle. Warum diese Spielzeit einen desillusionierenden Verlauf nahm und warum der Aufsteiger sie dennoch gestärkt verlässt, erklärte Trainer Thorsten Szesniak Redakteur Matthias Kaufhold.

BZ: FC Wehr, Eintracht Stetten, SV 08 Laufenburg, Eintracht Stetten, SC Rheinfelden, FC Erzingen. Was sagt Ihnen das?

Szesniak: Absteiger aus der Landesliga.

BZ: Ja, und mehr. Das sind die Tabellenletzten der Landesliga in den vergangenen sechs Jahren – alle vom Hochrhein.

Szesniak: Dann sollten wir sehen, dass wir nicht dazugehören. Wir haben ja nur drei Punkte Rückstand auf den SV Kirchzarten und spielen noch gegen ihn. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sagen, dass mich das gar nicht interessiert.

BZ: Wie bitte?

Szesniak: Die Aufgabenstellung in der Rückrunde war losgelöst vom Tabellenstand. Es ist egal, ob man als Letzter, Vorletzter oder Drittletzter absteigt. Viel wichtiger ist es, wie die Mannschaft mit der Situation umgeht. Wenn ich spüre, die Mannschaft zieht mit und setzt die Vorgaben um, interessiert mich der Tabellenstand erst in zweiter Linie.

BZ: Hat Sie die Mannschaft trotz des ausbleibenden Erfolgs überzeugt?

Szesniak: Hmmm, schwierige Frage. Irgendwo schon. Ich habe sehr viel mit der Mannschaft über meine Vorstellungen geredet, davon hat sie unheimlich viel gezeigt. Natürlich hat was gefehlt, im Fußball geht’s ums Toreschießen. Wenn es einen Grund gibt, warum wir abgestiegen sind, liegt dieser in der mangelnden Torausbeute. Das haben wir nicht hinbekommen, klar bin ich da nicht zufrieden.

BZ: Sind Sie nicht auch ein wenig blauäugig in die Saison gegangen?

Szesniak: Das glaube ich nicht. Dieses große Verletzungspech zu Saisonbeginn war nicht abschätzbar. Es fielen ja nicht nur viele, sondern auch wichtige Spieler aus. Der Einstieg hat auch deshalb nicht gestimmt, weil wir uns zu lange als Bezirksligist präsentiert haben.

BZ: Was heißt das?

Szesniak: Wir haben es nicht verstanden, mental für den Sport mehr zu investieren. Man kann in der Landesliga nicht einfach nur dreimal in der Woche trainieren und alles andere bleibt gleich. Man muss alles bewusster mitmachen, in sich aufsaugen, sich gedanklich damit beschäftigen. Das ganze Umfeld muss das mittragen, und man darf innerlich keine Gegenhaltung entwickeln. Wir haben zu lange gebraucht, um das zu kapieren.

BZ: Wird es das Ziel sein, sofort wie hochzugehen?

Szesniak: Das ist meine Motivation, hier weiterzumachen. Und die Mannschaft will das auch. Ein Gespräch steht noch aus, ansonsten bleibt sie komplett zusammen. Das ist ein Zeichen. Wir glauben an uns, das hier ist keine Eintagsfliege.

BZ: Welche Schlüsse zieht der Verein aus dieser Runde?

Szesniak: Wir haben festgestellt, dass wir das Team um das Team verbessern müssen. Es gab zu wenig Manpower, der Verein hat das erkannt und reagiert: Stefan Weber, mein Schwager, wurde sportlicher Leiter. Mit Heiko Rohloff als erstem und Claudio Iannettone als zweitem Spielausschuss spannen wir ein Netz, wodurch der Verein nicht nach unten fallen kann. Diese Strukturen werden es dem Verein ermöglichen, langfristig im Bezirk vorne dabeizubleiben. Wir sind ein gesunder Dorfverein mit einer hohen Identifikation, in dem seriös gearbeitet wird.

BZ: Was nehmen Sie aus diesem Jahr mit?

Szesniak: Ich hatte ganz andere Visionen nach dem Aufstieg, doch das Kartenhaus ist ziemlich schnell zusammengefallen. Ich habe mich in der Hinrunde ganz neu kennengelernt. Im Erfolg ist alles einfach, du bist als Trainer nur Begleiter und musst schauen, dass die Jungs in der Bahn bleiben. Bei Misserfolg musst du vorangehen und den Karren aus dem Dreck ziehen. Das kostet wahnsinnig viel Kraft.

BZ: Haben Sie auch Fehler gemacht?

Szesniak: Natürlich, alles andere wäre ja vermessen. Ich hätte vielleicht versuchen sollen, mehr im mentalen Bereich zu arbeiten. Ich wollte bestimmte Dinge handwerklich lösen, habe Spielsituationen immer wieder auf dem Platz trainiert. Doch das hilft nicht viel, wenn es dann im Spiel trotzdem nicht funktioniert. Da muss man wohl an die Köpfe der Spieler ran.

BZ: Im Sommer sind Sie fünf Jahre Trainer in Herten. Können Sie sich vorstellen, weitere fünf Jahre zu bleiben?

Szesniak: Puh, schwierig. Da spielt viel mit rein, ich bin halt auch ehrgeizig. Als ich hierher kam, hatte ich keinerlei Erfahrung, der Verein hat mir völlig freie Hand gelassen, ich konnte mich entwickeln. Das war ein riesengroßer Vertrauensbeweis, das will ich zurückgeben. Völlig klar war, dass ich mich nach einem Abstieg nicht einfach aus dem Staub mache. Aber was in fünf Jahren ist, weiß ich nicht.

ZUR PERSON: THORSTEN SZESNIAK

Als Torhüter spielte der aus Murg stammende Szesniak (34) unter anderem für die Verbandsligisten SV 08 Laufenburg und FC Wehr, ein Jahr zudem für den damaligen Zweitligisten Stuttgarter Kickers bei den Oberliga-Amateuren. 2007 übernahm er als Spielertrainer den A-Kreisligisten SV Herten.

Quelle: Badische Zeitung