Südkurier vom 22.10.10:

Die „roten Zeiten“ sind längst vorbei

 

Fußball-Bezirksliga, Hochrhein: – Es soll Leute geben, die schütteln nach 90 Minuten Fußball mit dem SV Herten ungläubig den Kopf: „Was ist das denn? Das Spiel ist rum und der Amrein ist immer noch auf dem Platz?“ Michael Amrein kann heute über solche Sätze schmunzeln: „Ja, es stimmt.
 

Ich war ein Heißsporn und ich hatte in der Region meinen Ruf weg – bei den Gegenspielern und bei den Schiedsrichtern sowieso. Die sahen mich und warteten nur darauf, bis ich auffällig werden würde.“

Doch der 29-jährige Stürmer, der im Sommer zum SV Herten gewechselt ist, winkt heute ab: „Die roten Zeiten sind mittlerweile vorbei. Man wird ja auch älter“, lacht er und verweist auf seine Freundin Kerstin: „Sie hat sicher einen großen Anteil daran, dass ich ruhiger geworden bin auf dem Platz.“

Über Michael Amrein lässt auch sein neuer Trainer nichts kommen: „Natürlich gab es eine gewisse Skepsis, als Maikel zu uns kam. Doch von der ersten Minute an hat er sich super integriert und ist ruckzuck zum Liebling unserer Fans geworden. Maikel bot nie eine Angriffsfläche“, schwärmt Thorsten Szesniak in höchsten Tönen von seinem Torjäger, der in der Mannschaft eine feste Größe ist: „Maikel ist ein echter Typ. Einer, wie ihn jede Mannschaft braucht.“

Obwohl Amrein heute sanftere Töne anschlägt: Den Torinstinkt hat der gebürtige Waldshuter nicht eingebüßt. Acht Tore in acht Spielen stehen in der persönlichen Statistik. Dazu fünf so genannte Assists – also Vorlagen zu Toren.

Am Unternehmen „Meisterschaft“ hat Amrein also erheblichen Anteil, womit der Bankkaufmann von Anfang an gerechnet hat: „Als ich mich zu dem beruflich bedingten Wechsel entschlossen hatte, war mir wichtig, in einer ambitionierten Mannschaft zu spielen.“ Szesniak und der SV Herten überzeugten mit ihrem Konzept: „Natürlich hat sich der Trainer mit seiner Vorgabe, den Titel zu holen, weit aus dem Fenster gelehnt. Doch wenn wir so weitermachen und alle an einem Strang ziehen, dann schaffen wir das auch“, ist Amrein höchst zuversichtlich, bald wieder in der Landesliga zu spielen.

Diese Spielklasse lernte er als Jungspund beim FC Tiengen 08 kennen. Dorthin war er nach der Jugend beim VfB Waldshut gewechselt. Der kurzen Rückkehr in die Schmittenau folgte ein fünfjähriges Engagement beim SV Dogern: „Ein toller Verein, den nicht gern verlassen habe“, erkundigt sich Amrein nach wie vor, wie der SV Dogern gespielt hat. Besonders freut er sich auf den Sonntag: „Meine alten Kumpels spielen beim SV Karsau, also fast bei mir hinter dem Haus.“ Klar, dass er einige ehemalige Mitspieler zum Spaghetti-Essen vor dem Anpfiff eingeladen hat.

War Amrein beim SV Dogern noch gesetzt, muss er in Herten schon immer wieder etwas tun, um den Stammplatz zu behalten: „Maikel trainiert hervorragend mit und gehört zu den Stützen“, betont Thorsten Szesniak zwar, doch Amrein ruht sich nicht aus: „Wir haben einen enorm großen Kader mit vielen guten Leuten. So können wir Ausfälle entsprechend gut ersetzen und wer spielen will, muss Leistung bringen.“

Dass sich Leistung lohnt, zahlt sich bei Bankkaufmann Amrein nicht nur in Toren aus. Die Fans haben ihn längst ins Herz geschlossen – und er sie: „Unglaublich, was man hier erlebt. Wie die Leute hinter Mannschaft und Verein stehen“, kann Michael Amrein es oft nicht fassen, welche Euphorie die Hertener auslösen: „Mittlerweile hat sich sogar ein kleiner Fanclub gegründet.“ Für Michael Amrein ist deshalb eins sicher: „Wenn ich den SV Dogern auch nicht gern verlassen habe – aber die Entscheidung zum SV Herten zu gehen, war absolut richtig.“ 

 

  Torjäger: Stürmer Michael Amrein (rechts, gegen Wallbachs Daniel Schneider) ist beim Bezirksliga-Spitzenreiter SV Herten zwar ruhiger geworden, aber das Tore schießen hat der gebürtige Waldshuter nicht verlernt. 


 

Fußball-Bezirksliga, Hochrhein: (gru) Spitzenreiter SV Herten segelt weiter auf der Erfolgswelle. Die 2:3-Niederlage beim FC Wallbach wurde durch ein 4:1 gegen Verfolger FC RW Weilheim eindrucksvoll egalisiert. Besonders gefiel Trainer Thorsten Szesniak dir Reaktion der Spieler auf den 0:1-Rückstand: „Es ging ein Ruck durchs Team. Gemeinsam wurde der Hebel umgelegt.“

Szesniak ist zuversichtlich, dass beim FC Hauingen etwas Zählbares herausspringt. Die Partie steht unter einem besonderen Stern, denn FCH-Trainer Michael Geßner ist Szesniaks Vorgänger in Herten: „Er lässt sich garantiert was einfallen, um uns die Punkte abzunehmen“, warnt Szesniak, den Gastgeber zu unterschätzen: „Der FC Hauingen steht zu Unrecht da hinten in der Tabelle. Die haben mehr drauf.“

Da kommt Widerspruch von Michael Geßner: „In den vergangenen Jahren waren wir auf Augenhöhe – das ist vorbei.“ Die Favoritenrolle habe der Gast: „Wenn der SV Herten mit dieser Mannschaft nicht Meister wird, wer dann?“, betont Geßner, dass es für ihn kein besonderes Spiel sei: „Aus dem damaligen Team ist nur Alex Gette noch dabei.“

Der Gegner bereitet Geßner weniger Sorgen als der Zustand der eigenen Elf: „Ich bin froh, wenn ich eine Mannschaft zusammenkriege“, zählt er Verletzte und Angeschlagene auf. Allerdings fehle derzeit der Zusammenhalt, der bisher den FC Hauingen stark gemacht habe: „Da könnte der eine oder andere Verletzte vielleicht mal etwas eher wieder mit Training beginnen“, fehlt Geßner die Bereitschaft, mehr zu tun: „Und wieder andere melden sich ab, wenn sie einmal – noch dazu berechtigt – auf die Bank mussten.“ 

 

   Badische Zeitung vom 22.10.10: 

 Badische Zeitugg  FC Hauingen - SV Herten

Die Unzufriedenheit ist dem Hauinger Coach Michael Geßner anzmerken: "Einigen Spielern fehlt es an der Ernsthaftigkeit, für den Verein alles zu geben." Dazu zählt er nicht Stefan Vogelbacher, der vor der Saison eine Pause einlegte, jetzt aber aufgrund der Tabellensituation der Mannschaft helfen will. Die Hertener Mannschaft wird von Vorstandschaft und Alten Herren unterstützt, die sich mit dem Fahrrad nach Hauingen aufmachen.