Presse nach dem Sieg beim FC Tiengen
Südkurier vom 21.03.2011
Szesniak wechselt Sieg ein
Fußball-Bezirksliga: – Seinen 29. Geburtstag hätte der im Winter gekommene Tiengener Abwehrspieler René Grabe gern anders gefeiert.
In der mit gut sechs Minuten von Schiedsrichter Luigi Lucano üppig bemessenen Nachspielzeit hatten ihm Hertens Einwechselspieler Sebastian Kirstein und Dennis Schubbe die Party mächtig verhagelt.
„Da muss man den Ball einfach mal ins Gelände schießen und es nicht spielerisch lösen wollen“, haderte der aus Erfurt stammende Lehrer mit der rechten Abwehrseite. Hier hatte sich der eingewechselte Schubbe durchgesetzt und den ebenfalls erst kurz zuvor gekommenen Kirstein frei gespielt. Gegen den Flachschuss aus 18 Metern hatte Markus Althoff keine Chance.
„Unterm Strich verdient“, sah Gästetrainer Thorsten Szesniak die Punkte im Top-Spiel korrekt verteilt: „Wir treffen drei Mal Pfosten und Latte.“ In der Tat prüfte der hoch motivierte Ex-Tiengener Michael Amrein per Kopf (35.) und per Freistoß (58.) den Platzaufbau ebenso wie Patrick Sergiacomo (73.).
Auf Tiengener Seite gab es ebenfalls die eine oder andere Möglichkeit – vor allem unmittelbar vor dem Tor des Tages. Ramiz Sahitaj (89.) lief allein aufs Tor zu, umspielte Steffen Birlin, doch auf der Linie rettete Remo Laisa. Sekunden später zog Markus Hristianovic (90.) ab und fand in Birlin seinen Meister. „Gerade weil wir diese Chancen vergeben haben, ist es besonders bitter, noch zu verlieren. Am Ende gab ein individueller Fehler den Ausschlag“, suchte Michael Schilling nach elf Spielen ohne Niederlage enttäuscht nach Worten. „Für uns hat sich angesichts der Weilheimer Niederlage nichts geändert. Platz zwei ist nach wie vor zu erreichen“, unterstrich Schilling das Saisonziel: „Vom Titel haben wir nie geredet.“
Zumindest indirekt gratulierte Schilling dem feiernden Gast zum Titel: „Ich gehe davon aus, dass die Hertener diesen Platz nicht mehr hergeben. Ein sympathisches Team mit einem klasse Trainer – sie haben es sich verdient“, zog Schilling symbolisch den Hut.
Dass es langweilig in der Liga werden könnte, glaubt René Grabe, der bis zu seiner 18 Monate währenden Fußballpause in der thüringischen Verbandsliga bei Wacker Gotha und Germania Ilmenau spielte, nicht: „Es sind noch so viele Punkte zu vergeben. Da kann noch viel passieren“, deutete auch er an, dass er den FC RW Weilheim im Visier hat: „Wir haben noch ein Nachholspiel und die Weilheimer kommen noch zu uns.“
Südkurier-Interview
„Unsere Fans wären am liebsten auch aufs Feld gestürmt“
78 Minuten hatte Sebastian Kirstein auf der Reservebank des SV Herten viel Zeit, sich den FC Tiengen 08 im Spitzenspiel anzuschauen. Dann schickte Trainer Thorsten Szesniak den 24-jährigen Chemikanten für Marco Beltrani ins Spiel – und sorgte für den Sieg, denn Kirstein traf in der Nachspielzeit zum 1:0-Erfolg des SV Herten.
Sebastian, schildern Sie uns das Tor.
Dennis Schubbe setzte sich im Zweikampf durch, spielte mich an. Ich sah die Chance, zu treffen. Da kriegst du den Tunnelblick und ziehst einfach ab.
Als Mann mit Torriecher sind Sie aber nicht bekannt in Herten und Umgebung?
Stimmt – ich treffe eher selten.
Und wenn, dann mit Ansage?
Genau. Beim 4:0-Sieg in Schwörstadt habe ich mit einem Kopfball das leere Tor verfehlt. Ich habe den Kollegen gesagt, dass ein 5:0 kann jeder schießen könne. Ich sei für die entscheidenden Tore zuständig, fügte ich lachend an.
Wie entscheidend war dieser Sieg?
Unser Ziel war der Aufstieg und jetzt haben wir einen satten Vorsprung. Meister sind wir noch nicht, aber es war ein großer Schritt.
Wieso sitzen Sie meist auf der Bank?
Wie der Trainer seh' ich mich als Ergänzungsspieler. Damit kann ich leben.
Was macht den SV Herten aus?
Ohne Zweifel ist das der Teamgeist. Wir sind wirklich ein tolles Team mit starken Fans. Das hat sich doch gerade bei meinem Tor gezeigt. Egal, wo ich hinrannte im Jubel – überall nur noch Gelbe. Und die Zuschauer wären am liebsten auch noch aufs Feld gestürmt.
Fragen/Bilder M. Scheibengruber