"Mein Vater ist mittlerweile vernünftig geworden"

 

...Marco Tauro (24)! Unser langzeitverletzter Allrounder beschreibt nicht nur die Entstehung seiner Horrorverletzung und seine Reaktion danach, er lobt sogar seinen Vater der mittlerweile vernünftig geworden ist und erklärt wieso gerade er eigentlich keine Vorbereitung mitmachen sollte.

 

 

 

 

sv-herten.de: Marco wie geht es dir?

Marco Tauro: Mittlerweile geht es mir wieder ganz gut! Ich denke, dass ich langsam das gröbste überstanden habe. Aber zum kicken reicht es dann doch noch nicht (lacht).

sv-herten.de: Seit drei Wochen läufst du auch wieder ohne Krücken.

Marco: Ja, darüber bin ich auch heilfroh! Jetzt beginnt so langsam die Zeit in der es beginnt zu schmerzen wenn man von außen zuschauen muss. Klar ist aber, dass die Gesundheit an erster Stelle steht und daher leg ich es auch nicht drauf an auf Teufel komm raus morgen wieder auf dem Platz zu stehen.

sv-herten.de: Wer das Spiel gegen Grenzach damals gesehen hat, dem werden die Bilder deiner Horrorverletzung noch im Kopf sein. Wie hast du die Situation gesehen?

Marco: 88. Spielminute auf Höhe der Mittellinie. Ich gehe an einem Gegenspieler vorbei und merke nur wie man mich unten trifft. Von der Wucht des Schlages hat es mich dann richtig hochkatapultiert und beim Aufkommen habe ich dann gleich gesehen, dass da etwas anders ist... Dann sind gleich alle gekommen und haben mir etwas übers Bein getan. Nach 20-30 Minuten kam dann endlich der Krankenwagen. Von da an weiß ich gar nichts mehr. Trotz aller Beruhigungsversuche meiner Mitspieler (großen DANK NOCHMAL AN Michael Renk) und meiner Freundin spielten sich so viele Szenarien in meinem Kopf ab, weil ich ja gleich wusste was los war.

sv-herten.de: Vor deiner Verletzung hat man dich fast jedes Spiel auf einer anderen Position spielen sehen. Von Stürmer bis Abwehrspieler war alles dabei. Ist das für dich mehr Fluch als Segen?

Marco: Ja das stimmt. Diese Saison habe ich wirklich schon fast jede Position gespielt, von Sturm bis Abwehr. Klar, für die Konstanz wäre es vielleicht besser wenn man eine feste Position über einen längeren Zeitraum spielt, aber trotzdem ist es vielleicht auch wichtig, dass man jemand hat der den Job erledigt.

sv-herten.de: Ursprünglich sträubte sich dein Vater gegen einen Wechsel zum SV - trotz großem Werbens von Söhnke Kunischewski.

Marco: Ich war früher mit Kunis Sohn, Fabian, in einer Klasse und daher kam es, dass der Kuni wollte, dass ich in Herten kicke. Mein Vater war da aber eigentlich immer dagegen. Es war kein Verbot oder sowas in der Art, er hat es einfach bevorzugt mich in Rheinfelden spielen zu sehen. Mittlerweile wurde er aber vernünftig! (lacht)

Sogar schon zu SC-Zeiten ein wahrer Kämpfer

 

sv-herten.de: ...und das obwohl du es früher gehasst hast gegen Herten zu spielen.

Marco: Oh ja... Früher, in der Jugend, habe ich noch im Sturm gespielt und als es dann gegen Herten ging, wusste ich immer schon im Voraus was auf mich zukommen würde. Der wohl härteste Gegenspieler am ganzen Hochrhein! Nach den Spielen waren meine Knöchel immer farbig, grün-gelb war natürlich auch mal dabei. (grinst)

sv-herten.de: Mit Michael Renk, Waldemar Schmidt, Musa Musliu und dir verfügt man über eine eingespielte Achse, die schon jahrelang zusammenspielt. Ein Vorteil?

Marco: Durch all die Jahre sind wir natürlich ein eingespieltes Quartett geworden. Jeder weiß wie der andere auf dem Platz tickt. Laufwege und Kommunikation sind gut aufeinander abgestimmt. Das kann logischerweise auch von Vorteil sein.

sv-herten.de: Noch drei Tage. Die ganze Fußballwelt schaut mit großer Vorfreude gespannt nach Madrid. Champions League-Finale 2010 Inter Mailand vs. FC Bayern München. Für wen schlägt das deutsch-italienische Herz?

Marco: Obwohl ich Halbitaliener bin, bin ich seit ich denken kann mit Leib und Seele Bayernfan. So leid es mir auch für Remo tut, Bayern wird den Pott holen! Falls jemand noch eine Karte übrig haben sollte, soll er sich bitte bei mir melden! (grinst)

sv-herten.de:  Du weist keine schlechte Bilanz auf: vier von sechs.

Marco: Vier von sechs?

sv-herten.de: Stichwort Vorbereitung.

Marco lachend: Sag's doch gleich! Aus den sechs bisherigen Vorbereitungen bin ich viermal verletzt herausgekommen. Daher habe ich auch einen kleinen Vorschlag an meinen Trainer. Wenn ich wieder fit bin, werde ich einen Antrag stellen, dass ich auf die Vorbereitung verzichten und direkt in die Runde einsteigen darf!

sv-herten.de: Während deiner langen Verletzungspause hattest du sicherlich viel Zeit dir über Gott und die Welt Gedanken zu machen. Wie erging es dir anfangs und wie früh spielten die Gedanken an ein Comeback eine Rolle?

Marco: Ich denke viele hätten an meiner Stelle resigniert. Ich habe im Krankenhaus schon wieder nach vorne geschaut und den Kopf nicht hängen lassen. Das wär auch schwer gewesen, bei der ganzen Unterstützung die man mir gegeben hat. Aber das Comeback war für mich noch in weiter Ferne, die Gesundheit stand erst einmal im Vordergrund. Jetzt kommen die Gedanken allerdings langsam.

sv-herten.de: Was waren deine schönsten Erlebnisse beim SVH?

Marco: Zum einen natürlich das Aufstiegsspiel gegen Schönau. Zum anderen, dass ich im Quatsch-Comedyzimmer in Flumms dabei war. (grinst)

sv-herten.de: Nachdem man die Pflichtaufgabe beim Tabellenletzten gemeistert hat, kommt diese Woche Spitzenreiter FC Wehr ins Stadion an der Steinenstraße. Wie stehen die Chancen?

Marco: Das Spiel in Altenburg war ein Arbeitssieg und nicht gerade das Gelbe vom Ei. Gegen Wehr müssen und werden wir anders auftreten. Das nötige Selbstvertrauen haben wir. Wir brauchen uns also nicht verstecken. Wenn wir aus dem "Doppelspieltag" mit sechs Punkten gehen, werden wir noch ein gehöriges Wörtchen oben mitreden. Wichtig ist, dass wir unsere eigenen Spiele gewinnen und nicht auf andere gucken.

sv-herten.de: Zum Schluss des Interviews überlasse ich dir das Wort, um ein paar Worte an Personen deiner Wahl zu richten.

Marco: Ich möchte mich bei all denjenigen bedanken, die mir Genesungswünsche geschickt haben. Danke an Verein, Mannschaft und Fans für die tolle Unterstützung! Und zuallerletzt danke ich natürlich meinen Eltern und meiner Freundin, die in den ersten ein, zwei schweren Wochen alles für mich getan haben.

 

 

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