Aus Badischer Zeitung vom 06.09.2009

Noch nie so viel Harmonie erlebt"

Fußballinteressierte sprechen von der besten Bezirksliga, die es je am Hochrhein gegeben hat. Und dann steht nach vier Spieltagen der SV Herten auf Platz eins und stellt Teams wie den FC Wehr, SV Laufenburg oder FC Tiengen in den Schatten. Über die Hintergründe des Erfolgs beim Rheinfelder Vorortklub sprach Redakteur Matthias Kaufhold mit Torhüter Thorsten Szesniak (31), der im dritten Jahr als Spielertrainer in Herten arbeitet.

 

BZ: Vier Spiele, vier Siege – kommt Ihnen dieser Saisonstart nicht selbst ein wenig unheimlich vor?

 

Thorsten Szesniak: Ich sehe das realistisch und weiß, was dahinter steckt. So wie es jetzt läuft, ist es optimal, doch ich kann die Art und Weise der Siege und unsere Gegner schon richtig einordnen. Wir müssen noch eine Weile abwarten, um uns tabellarisch richtig einzuschätzen.

 

BZ: Sie sehen sich also nicht als möglichen Aufstiegskandidaten?

 

Szesniak: Nee, diesen Druck wollen wir uns nicht machen und haben ihn auch nicht. Andere Vereine haben ganz anders aufgerüstet und weitaus mehr investiert, die stehen viel eher in der Pflicht.

 

BZ: Warum läuft es derzeit so beängstigend gut beim SV Herten?

 

Szesniak: Unsere große Stärke ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Hier läuft einer für den anderen, jeder kann sich auf den Nebenmann verlassen. Ich hab’ noch nie erlebt, dass eine Mannschaft so harmonisch miteinander umgeht. Uns kriegt man nicht auseinander, da ist kein Stinkstiefel drunter.

 

BZ: Wie bekommt man so ein gutes Team zusammen? Der SV Herten ist ja kein klassischer Magnet für gute Spieler.

 

Szesniak: Als ich anfing, hatte ich das Glück, dass mir Spieler wie Lucas Eschbach, Sebastian Kirstein, Musah Musliu, Michael Renk und Marco Tauro gleich vertraut haben. Dann bekamen wir Jahr für Jahr Leute hinzu, die den Glauben ans Team weiterentwickelt haben. Wir haben darauf geachtet, dass sie ortsnah wohnen. Bei uns kriegt kein Spieler einen Euro. Im Verein passen Umfeld und Rahmenbedingungen. Er wird seriös geführt, ist gesund, die Infrastruktur stimmt.

 

BZ: Und Rückschläge ...

 

Szesniak: … wird es geben, keine Frage. Die Mannschaft ist extrem jung, hat ein Durchschnittsalter von 21 Jahren. Das wird es interessant sein zu sehen, wie wir auf Niederlagen reagieren. Den Rückenwind, den wir gerade spüren, wollen wir aber so lange wie möglich auskosten.