Der regionale "Südkurier" hat in seiner Ausgabe vom 16. November 2013 über unseren treuesten Fan und besten Linienrichter Rolf Beckert berichtet. Diesen Artikel möchten wir Ihnen natürlich an dieser Stelle nicht vorenthalten.
 
Bezirksligist fördert die Integration behinderter Menschen aus dem benachbarten St. Josefshaus. Rolf Beckert (64) ist seit Jahrzehnten eine Institution im Verein.
 
Ja, es ist im ersten Moment nicht leicht, Rolf Beckert unbefangen gegenüber zu stehen. Wenn er seine erste Scheu überwunden hat und dich mit wachen, fragenden Augen anschaut. Auf diese Weise gibt er zu verstehen, dass es ihn brennend interessiert, was du mit der Kamera und dem Notizblock auf dem Fußballplatz zu suchen hast.

   

Es dauert einen Moment, bis klar ist, dass Rolf Beckert jedes Wort versteht, wenn du nur laut genug sprichst: „Er hört ziemlich schlecht“, erklärt Peter Grimm vom SV Herten: „Das ist wohl auch der Grund, warum er nicht so gut sprechen kann. Aber ich glaube, dass es nichts gibt, was er nicht versteht.“

Rolf Beckert ist seit vielen Jahrzehnten beim SV Herten dabei. In Zell im Wiesental kam er als Kind ins Hertener St. Josefshaus. Doch er war viel zu aufgeweckt und am Leben interessiert, um sich ins stille Kämmerlein zurück zu ziehen. „Rolf gehört eigentlich zum SV Herten, seit ich denken kann“, überlegt Peter Grimm. Der 58-jährige Leiter der Warmbacher Hans-Thoma-Schule ist beim SV Herten ebenfalls eine Institution. Es gibt wohl kein Amt, welches er noch nicht bekleidet hat. Vorsitzender war er schon und auch Trainer der Aktiven. Wenn sich einer beim SV Herten auskennt, dann Peter Grimm.
Und Grimm hat den agilen Rolf Beckert seit je her ins Herz geschlossen. Er muss sich fast zwingen, ihn als „Behinderten“ zu bezeichnen. „Rolf ist einer von uns. Und ich kenne niemanden im Verein, der das anders sieht“, überlegt Grimm.
 
Höchst selten kommt es vor, dass Beckert am Wochenende nicht auf dem Sportplatz ist. Und das nicht einfach als Zuschauer oder Fan der Grün-Gelben. Rolf Beckert ist seit Jahrzehnten als Linienrichter eine feste Größe im Verein: „Egal, welche Mannschaft spielt. Rolf schnappt sich das Fähnchen und waltet seines Amtes“, lacht Peter Grimm.
Und Beckerts gestrengem Blick entgeht so gut wie nichts. „Wir könnten in der Nachspielzeit hinten liegen und der Ball wäre nur knapp gegen uns draußen. Rolf würde die Fahne heben – da kennt er nichts“, lacht Aktivspieler Sebastian Kirstein, der nichts über die treue Seele kommen lässt: „Er ist ja auch auswärts oft dabei und winkt dann. Und wenn ein Gegenspieler auch nur leiseste Kritik an Rolf übt oder ihn gar anpflaumt – steht die komplette Elf ruckzuck da und weist ihn zurecht.“
So wie Beckert zum SV Herten gehört, so ist der Sportverein auch für ihn wie eine Familie geworden. Er fühlt sich nicht nur bei den Fußballern pudelwohl. „Montags trifft sich unsere Sportabzeichengruppe und sitzt nach dem Sport gern noch in geselliger Runde im Sportheim – da ist Rolf auch ein gern gesehener Gast“, berichtet Peter Grimm vom unstillbaren Tatendrang des mittlerweile 64-Jährigen: „Übernächsten Mittwoch wird er 65. Das wird ein Fest werden“, ist sich Grimm sicher, dass viele Mitglieder des SV Herten ihren Rolf zum Ehrentag herzen und drücken.
Und es ist nicht nur Rolf Beckert, der beim SV Herten stets willkommen ist und dazu gehört. „Günter Hirsch aus dem Josefshaus spielt bei unseren Alten Herren mit“, erzählt Peter Grimm und deutet auf zwei junge Frauen, die sich im Vereinsheim die Cola schmecken lassen: „Es ist völlig normal, dass sie hier einkehren. Immer wieder kommen Wohngruppen mit ihren Betreuern hierher zum Essen.“ Grimm ist stolz auf den Umgang seines Vereins mit den Menschen aus dem Josefshaus.„Was heute pädagogisch als Inklusion propagiert wird, gibt es beim SV Herten schon seit einigen Jahrzehnten.“
Mit seiner liebenswürdigen und hilfsbereiten Art hat Rolf Beckert nicht nur den Weg in die Herzen der Fußballer gefunden. Er hat großen Anteil daran, dass Kinder und Jugendliche – aber auch die Erwachsenen – beim SV Herten einen unkomplizierten Umgang mit behinderten Menschen pflegen. Rolf Beckert versteht es, mögliche Hemmschwellen gar nicht erst entstehen zu lassen. „Bei neuen Spielern kommt so keine Skepsis auf“, erzählt Sebastian Kirstein: „Er wird vorgestellt wie jeder andere auch: Das ist der Adi, das ist der Peter und das ist der Rolf.“
 
Die Verbindungen zwischen Verein und Bewohnern des Josefshauses sind entsprechend vielfältig: „Beim Sommerfest des Josefshauses helfen wir immer bei der Bewirtung“, erzählt Peter Grimm: „Und wir haben nie Mühe, die Arbeitsdienste einzuteilen, weil jeder weiß, wie schön diese Feste sind.“ Einen hohen Spaßfaktor haben auch die Jahresfeiern des SV Herten, die in der Halle des Josefshauses stattfinden – natürlich ist auch Rolf Beckert dann mit dabei.
Und wenn ihm danach ist, dann stellt er sich auf die Bühne und trägt sein Gedicht vor. Dann ist es mucksmäuschenstill im großen Saal. Jeder lauscht seinen Worten, die zu verstehen oft sehr schwer sind. Doch sie haben Respekt vor einem Mann, der vielleicht nie wirklich die Chance bekommen hat, so zu leben wie unsereins. Beim SV Herten steht er aber nicht im Abseits, sondern mittendrin in der großen Fußballerfamilie. Und es ist kein Lippenbekenntnis, wenn sich Peter Grimm wiederholt: „Rolf ist und bleibt einer von uns.